Neue Vorschriften für umweltfreundlichere Lieferketten

Ryan Purcell
Ryan Purcell
Sr. Director, Engagement Management - Supply Chain, Coupa

Ryan is a Supply Chain leader with 14+ years of experience at the intersection of global public health, supply chains, sustainability and technology.

He has consulted on supply chain design in over 30 countries across six continents and myriad industries including customers in the commercial and public sectors, as well as the US Department of Defense. In the public health domain, he has advised the WHO, The Global Fund, World Bank, and the Bill and Melinda Gates Foundation, amongst other international organizations on programs ranging from HIV/AIDS testing and treatment, Maternal and Child Health, Family Planning, Malaria Prevention, and COVID-19 vaccination. Ryan completed his undergraduate and graduate studies in Industrial & Operations Engineering at the University of Michigan and is an En-ROADS Climate Ambassador.

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Neue Vorschriften für umweltfreundlichere Lieferketten

Mehr Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit – ein Thema, das sich immer mehr Regierungen auf die Fahnen schreiben und deshalb enorme Anstrengungen bei der Verringerung von CO2-Emissionen verlangen. Das bringt für Unternehmen Veränderungen in ihren Lieferketten mit sich.

Die EU hat ein klares Ziel: Bis 2050 will das Bündnis klimaneutral sein. Die ersten Gesetze dazu wurden bereits auf den Weg gebracht. Die darin angestrebten Maßnahmen betreffen alle Branchen, insbesondere aber den Versand und Verkehr sowie den grenzüberschreitenden Handel. Unternehmen sollten deshalb schon jetzt aktiv werden und den Einblick in ihre Lieferketten und Planungskapazitäten mit einer stabilen Business Spend Management-Plattform optimieren. Denn nur so können sie ihre Logistik verbessern und den neuen Vorschriften gerecht werden.

Folgen des globalen Klimawandels

Unser Ökosystem verändert sich ständig und ist durch die Erderwärmung zunehmend gefährdet.

Der Sommer 2020 war der bisher heißeste auf der Nordhalbkugel.1 800 km nördlich des Polarkreises wurden erstmals Temperaturen über dem Gefrierpunkt gemessen. Und im September 2021 kamen die Vereinten Nationen in einem Bericht zu dem Schluss, dass selbst bei Einhaltung aller zugesagten Verpflichtungen zur Senkung von Emissionen die weltweite Durchschnittstemperatur dennoch mit großer Wahrscheinlichkeit zunehmen wird, was zu extremen Hitzewellen und steigenden Meeresspiegeln führt, die Städte in Küstennähe gefährden.2 Der Druck gegenzusteuern wächst.

Inzwischen reagieren die Regierungen auf die Warnungen der Wissenschaftler vor den Folgen des Klimawandels und erlassen strengere Regelungen für Umweltverschmutzung und Emissionen.

Mit „Fit for 55“ hat die Europäische Union im letzten Sommer ein enorm ehrgeiziges Maßnahmenpaket für den Kampf gegen den Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten vorgestellt. Damit wollen die 27 Mitgliedsstaaten ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 % reduzieren und bis 2050 Klimaneutralität erreichen.

Zwar liegt der Schadstoffausstoß in der EU schon heute 24 % unter dem Niveau von 1990, aber das reicht noch lange nicht aus. Der neue Maßnahmenplan geht deshalb deutlich weiter. „Fit for 55“ zwingt Unternehmen dazu, die gesellschaftlichen Kosten von Emissionen durch Verkehr, Produktion und Heizung zu berücksichtigen. Zudem werden neue Steuern für besonders kohlenstoffhaltige Treibstoffe in der Luft- und Schifffahrt und das weltweit erste CO2-Grenzausgleichssystem eingeführt, mit dem Abgaben auf Importe von Stahl, Aluminium und Zement verlangt werden. Für Autos gelten außerdem strengere Abgasregeln, sodass damit zu rechnen ist, dass die Fertigung neuer Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselantrieb in der EU bereits 2035 eingestellt wird.

Diese Gesetze betreffen alle Wirtschaftsbereiche, insbesondere aber das Transportwesen und die Energieversorgung. So macht der Europäischen Umweltagentur zufolge allein der Verkehr schon etwa 25 % aller Treibhausgasemissionen der EU aus.3 Diesen Ausstoß will die Europäische Kommission bis 2050 um 90 % senken.

Bis die Maßnahmen und Gesetze im Europäischen Parlament und in allen Mitgliedsstaaten verabschiedet und umgesetzt sind, kann es noch bis zu zwei Jahre dauern. Dennoch wird das „Fit for 55“-Programm spürbare Auswirkungen auf die ganze Welt haben und auch andere Länder zum Handeln zwingen. Selbst Unternehmen, die nicht direkt in der EU geschäftlich aktiv sind, könnten durch vorgelagerte Lieferanten betroffen sein. Auch in den USA wurden bereits erste Schritte unternommen. So haben die Gouverneure von Kalifornien und New York Verfügungen erlassen, mit denen der Verkauf neuer Autos und Lkws mit Verbrennungsmotor bis 2035 eingestellt werden soll. Und die aktuelle Regierung unter Joe Biden hat auch für die USA ein Ziel von 50 bis 52 % weniger Treibgasausstoß bis 2030 vorgegeben.

Der Weg in eine klimaneutrale Zukunft

In naher Zukunft müssen Unternehmen also nicht nur die Qualität und Kosten von Waren in den Lieferketten berücksichtigen, sondern auch deren Emissionen und die Auswirkung ihrer Produkte und ihres Geschäftsmodells auf die Welt als Ganzes. Die Regierungen werden dabei insbesondere den Schwer- und Industrieverkehr ins Visier nehmen und dort nachhaltigere Methoden verlangen. Für Supply-Chain-Experten heißt es deshalb schon jetzt, sich auf ambitionierte Nachhaltigkeitsvorgaben, moderne Klimagesetze und strengere Vorschriften einzustellen. 

Neue Technologien und Prozesse helfen Unternehmen, sich auf die neuen Vorschriften vorzubereiten, und liefern dabei auch Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen. Wenn Sie transparenten Einblick in Ihre Lieferkette vom Sourcing bis zum Kunden haben und Transportoptionen abhängig von den jeweiligen CO2-Emissionen bewerten und auswählen können, können Sie die besten Entscheidungen für Ihr Unternehmen und die Umwelt treffen.

Einige Unternehmen sind schon jetzt aktiv und bauen im Zuge der Emissionsreduzierung auch ganz neue Geschäftsmodelle auf. So hat der Palettenlogistiker CHEP 2019 „Zero Waste World“ ins Leben gerufen, eine Initiative für weniger Verpackungen und Leertransporte und mehr Effizienz in seinem Liefernetzwerk. Damit gelang es CHEP nicht nur, den Ausstoß klimaschädlicher Gase zu senken, sondern auch eine neue Art der Kreislaufwirtschaft zu entwickeln.

Die Compagnie de Saint-Gobain, ein weltweit tätiger Konzern mit Sitz in Paris, will bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden. Deshalb überarbeitet und optimiert das Unternehmen seine Transportlogistik, ermittelt Synergien zwischen den einzelnen Geschäftseinheiten und misst, wie sich diese Maßnahmen auf seine CO2-Emissionen in Lateinamerika auswirken.

Keine Frage, in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit warten im Supply-Chain-Bereich in den nächsten Jahren viele Herausforderungen. Doch das bedeutet nicht zwingend, dass die Abläufe oder Gewinne darunter leiden müssen. Denn Coupa kann Sie bei der Supply-Chain-Planung unterstützen. So können Sie Ihre Lieferkette zukunftssicher aufstellen und mit Ihren Entscheidungen sicherstellen, dass geltende Vorschriften eingehalten werden und Sie trotzdem rentabel bleiben.

Tools für die Modellierung von Supply Chains und die Business Spend Management-Plattform von Coupa zeigen auf, wie sich neue Zölle, Technologien und Emissionsvorgaben auf die Geschäftstätigkeit auswirken können. Mit diesen Informationen sind Unternehmen bestens gerüstet, um nachhaltiger zu wirtschaften und einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.


Quellen:

1 „Northern Hemisphere just had its hottest summer on record“, National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), 14. September 2020.
2 „Nationally determined contributions under the Paris Agreement“, Vereinte Nationen, 17. September 2021.
3 „Greenhouse gas emissions from transport in Europe“, Europäische Umweltagentur, 26. Oktober 2021.