Nachgerechnet – Treasury zahlt sich aus Folge 3

Matthias Hund
Matthias Hund

Matthias Hund has been with BELLIN since 2012. As a Consulting Director, he’s mainly responsible for system implementation and process consulting projects.
Matthias Hund joined BELLIN from PWC’s Financial Services unit. He studied Business Administration in Ingolstadt and Mannheim and specialized in Finance and Accounting.

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Treasurer setzen vielfältige Instrumente ein, um die Finanzströme in Unternehmen so effizient wie möglich zu steuern und damit die Zahlungsfähigkeit von Unternehmen zu garantieren. Die Arbeit des Treasury zahlt sich aber auch ganz konkret auf die Rentabilität eines Unternehmens aus, wie wir in zwei vorausgegangenen Beiträgen an den Beispielen Währungsrisiko– und Zinsrisikomanagement beschrieben haben. In diesem Beitrag soll es nun um Intercompany-Netting gehen, das je nach Treasury-Profil eines Unternehmens ein besonders mächtiges Instrument sein kann.

Je komplexer und dezentraler die Liefer- und Leistungsbeziehungen in einem Unternehmen sind, desto höher ist der Nutzen eines Intercompany-Netting. Auch das Volumen an konzerninternen Zahlungen spielt eine Rolle bei der Berechnung, ob Netting einen signifikanten Wertbeitrag leisten kann und sich somit die Investitionen und laufenden Kosten amortisieren.

Netting wird meist eingesetzt, um das konzerninterne Zahlungsvolumen zu minimieren und somit die Anzahl der Einzeltransaktionen zu verringern. Netting kann auch das Währungsmanagement unterstützen, da Währungen gebündelt und zentral gesichert werden können.

Intercompany-Netting tritt in der Praxis in drei verschiedenen Ausprägungen auf. Das forderungsbasierte Netting, das verbindlichkeitsgetriebene Netting und das AgreementDrivenNetting® . Die bei den meisten Konzernen angewendete Form ist das forderungsgetriebene Netting, bei dem jede Gesellschaft ihre Forderungen zum Stichtag an das Netting-Center meldet, welches den Betrag an den Kreditor überweist.

Beim verbindlichkeitsgetriebenen Netting meldet der Zahlungspflichtige seine Verbindlichkeit an das Netting-Center, die dann auch an den Kreditor überwiesen wird.

Beiden Formen überlegen und besonders flexibel einsetzbar ist das AgreementDrivenNetting, bei dem der Abstimmungsprozess im Vordergrund steht. Ungeklärte Belege werden sichtbar und werden bilateral zwischen dem Kreditor und dem Debitor geklärt und ggf. durch eine übergeordnete Instanz, dem Netting-Center, bestätigt.

Wie bei den vorausgegangenen Themen will ich wieder anhand einer realitätsnahen Fallstudie unserer fiktiven Zulieferer AG die Kosten den Nutzen des Treasury-Instruments Netting gegenüberstellen.

Die Zulieferer AG ist ein international tätiger Konzern mit Fremdwährungsströmen und internationalem Zahlungsverkehr. Die Zulieferer AG hat folgendes Treasury-Profil:

  • Umsatz: 1,5 Mrd. Euro
  • EBIT: 70 Mio. Euro
  • EBT: 50 Mio. Euro
  • Fremdkapital: 500 Mio. Euro
    davon langfristiges Fremdkapital: 200 Mio. Euro
    davon kurzfristiges Fremdkapital: 80 Mio. Euro
  • Eigenkapital:  300 Mio. Euro
  • Liquide Mittel: 30 Mio. Euro
  • 20 Standorte in 10 verschiedenen Ländern
  • 5 unterschiedliche Währungsräume: Euro (EUR 50%), US-Dollar (USD 20%), Britisches Pfund (GBP 10%), Japanischer Yen (JPY 10%), Schweizer Franken (CHF 10%)
  • Drchschnittlicher Fremdkapitalzinssatz: 4,0 %
  • Durchschnittlicher Anlagezins: 0,5 %
  • Durchschnittliches Bruttozahlungsvolumen (Eingänge und Ausgänge) pro Jahr: 1,5 Mrd. Euro
  • Intercompany Bruttozahlungsvolumen pro Jahr: 0,75 Mrd. Euro
  • Anzahl der konzerninternen Zahlungen pro Jahr: 120.000
  • Anzahl der unternehmensweiten Bankkonten: 80 (durchschnittlich 8 pro Gesellschaft)
  • Cash Pools: 1 Euro Zero-Balancing-Pool über den die Euro-Gesellschaften gepoolt werden
Treasury Teil 3 Bild 1

Bereits die Gegenüberstellung nur der Bankkosten veranschaulicht das Einsparpotenzial durch Netting bei der Zulieferer AG. Durch die Einführung eines Intercompany-Netting können die Intercompany-Zahlungen erfahrungsgemäß um ungefähr 75 Prozent gesenkt werden.

Treasury Teil 3 Bild 2

Da Netting das Bruttozahlungsvolumen um ca. 75% verringert, reduzieren sich auch die Kosten für das  Fremdwährungsmanagement entsprechend.

Neben dem zu sichernden Fremdwährungsvolumen schrumpft auch der FX-Spread nach der Einführung von Netting um 0,1 Prozent auf 0,15%, da das Fremdwährungsexposure nun großvolumig in der Zentrale bzw. dem Netting-Center gesichert werden kann.

Netting wirkt sich auch bei den Zinsen aus, und zwar vor allem durch den Wegfall des Float. Ohne Netting muss sich die Zulieferer AG eventuell refinanzieren oder bekommt Guthaben erst später valutarisch gutgeschrieben. Da der Float also Aktiv- und Passivcharakter hat, kann man von einem Durchschnittszins von 2,00% ausgehen.

Treasury Teil 3 Bild 3

Ob bei Bankkosten, dem Fremdwährungsmanagement oder Zinsmanagement – in jedem Bereich konnten durch Netting Einsparungen erzielt werden. Ein besonders großes Einsparpotenzial erzielt Netting allerdings auch in den Unternehmen selbst: bei den Personalkosten.

Das Währungsexposure wird nicht mehr dezentral durch zahlreiche Mitarbeiter, sondern zentral gesichert, und die zeitraubende Abstimmung über die Korrektheit von Belegen wird mit Netting effizient über das System abgewickelt. Bei einem Unternehmen wie der Zulieferer AG kann Netting leicht zu Personaleinsparungen von zwei Manntagen pro Gesellschaft und pro Monat führen. Bei einem Tagessatz von 400 Euro pro Manntag ergibt dies bei 20 Gesellschaften eine Ersparnis von 16.000 Euro pro Monat oder entsprechend 192.000 Euro pro Jahr.

Treasury Teil 3 Bild 4

Bei der Berechnung der Kosten für das System bin ich von folgenden marktüblichen Werten sowie einem Zeithorizonts von 10 Jahren ausgegangen.

Setzt man die aufgeführten Einsparungen in Höhe von ungefähr 900.000 Euro ins Verhältnis zum Intercompany-Bruttozahlungsvolumen pro Jahr vor Einführung und nach Einführung des Netting, ergibt sich folgendes Bild:

Treasury Teil 3 Bild 5

Im ersten Beitrag habe ich die Unternehmensrentabilität der Zulieferer AG mit 8,75 % ermittelt. Bezieht man die Ersparnisse durch Intercompany-Netting in Höhe von ungefähr 900.000 Euro in die Berechnung mit ein, ergibt sich folgendes Bild:

Treasury Teil 3 Bild 6

Alleine durch die Einsparungen des Intercompany-Netting konnte die konzernweite Unternehmensrentabilität um 0,11 % pro Jahr gesteigert werden.

Nachdem wir nun für die Bereiche Zins– und Währungsmanagement sowie Netting die Wertsteigerung nachweisen konnten, wollen wir im letzten Teil meiner Serie auf Cash Pooling als unternehmenswertsteigerndes Instrument des Treasury eingehen. Gibt es auch hier einen direkten positiven Einfluss auf die Unternehmensrentabilität? Bleiben Sie einfach dran!


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