Nachgerechnet – Wertsteigerung durch Cash Pooling

Matthias Hund
Matthias Hund

Matthias Hund has been with BELLIN since 2012. As a Consulting Director, he’s mainly responsible for system implementation and process consulting projects.
Matthias Hund joined BELLIN from PWC’s Financial Services unit. He studied Business Administration in Ingolstadt and Mannheim and specialized in Finance and Accounting.

Lesedauer: 7 mins
Wertsteigerung durch Cash Pooling – Image

Als Treasurer bin ich überzeugt davon: Treasury zahlt sich aus. Als Treasurer kann ich dies auch nachweisen und quantifizieren – dies habe ich bereits an dem Instrument Management des Zinsrisikos erläutert. In diesem Beitrag will ich das Thema Cash Pooling genau betrachten. Wirkt sich Cash Pooling ebenfalls positiv auf die Unternehmensrentabilität aus? Auch noch in Zeiten keiner und negativer Zinsen?

Viele Unternehmen haben in der Vergangenheit Cash Pooling eingeführt, um Zinsergebnisse zu optimieren oder Overnight-Anlagen durchzuführen. Durch aktuell hochliquide Kapitalmärkte und das niedrige Zinsniveau haben sich die Spreads zwischen Tagesgeldaufnahmen  und -anlagen stark verringert bzw. sogar ins Gegenteil verkehrt, sodass inzwischen der Fokus mehr auf der Sicherung von Liquidität und dem Ausgleich unterschiedlicher Liquiditätssituationen bei den Gesellschaften eines Konzerns liegt. Indem Cash Pooling Transparenz über die Liquiditätslage des Gesamtkonzerns schafft, können konzernweit Finanzierungskosten gesenkt werden, was wiederum die Unternehmensrentabilität  maximiert.

Wie sich dies auch positiv auf die Unternehmensrentabilität auswirkt, will ich wie in den bisherigen Beiträgen bei den Treasury-Instrumenten Zins- und Währungsmanagement sowie Netting auch beim Cash Pooling an dem bewährten Praxisbeispiel Zulieferer AG näher demonstrieren.

Die Zulieferer AG ist ein international tätiger Konzern mit Fremdwährungsströmen und internationalem Zahlungsverkehr. Die Zulieferer AG hat folgendes Treasury-Profil:

  • Umsatz: 1,5 Mrd. Euro
  • EBIT: 70 Mio. Euro
  • EBT: 50 Mio. Euro
  • Fremdkapital: 500 Mio. Euro
    davon langfristiges Fremdkapital: 200 Mio. Euro
    davon kurzfristiges Fremdkapital: 80 Mio. Euro
  • Eigenkapital:  300 Mio. Euro
  • Liquide Mittel: 30 Mio. Euro
  • 20 Standorte in 10 verschiedenen Ländern
  • 5 unterschiedliche Währungsräume: Euro (EUR 50%), US-Dollar (USD 20%), Britisches Pfund (GBP 10%), Japanischer Yen (JPY 10%), Schweizer Franken (CHF 10%)
  • Durchschnittlicher Fremdkapitalzinssatz: 4,0 %
  • Durchschnittlicher Anlagezins: 0,5 %
  • Durchschnittliches Bruttozahlungsvolumen (Eingänge und Ausgänge) pro Jahr: 1,5 Mrd. Euro
  • Intercompany Bruttozahlungsvolumen pro Jahr: 0,75 Mrd. Euro
  • Anzahl der konzerninternen Zahlungen pro Jahr: 120.000
  • Anzahl der unternehmensweiten Bankkonten: 80 (durchschnittlich 8 pro Gesellschaft)
  • Cash Pools: 1 Euro Zero-Balancing-Pool über den die Euro-Gesellschaften gepoolt werden
Cash Pooling Bild 1

Die wesentlichen Hebel zur Erhöhung der Unternehmensrentabilität durch Cash Pooling sind die Fremdfinanzierung – insbesondere das kurzfristige Fremdkapital –, die durchschnittlichen Zinssätze für kurz- und langfristige Finanzierung sowie der Anlagenzins.

Folgende Grafik spiegelt die durchaus übliche Situation der Zulieferer AG ohne effektives Cash Pooling wider:

Cash Pooling Bild 2

Die Sollsalden der Töchter A und B mit insgesamt 25 Mio. EUR Fremdfinanzierung generieren ein negatives Zinsergebnis von 1 Mio. EUR, der positive Habensaldo von 30 Mio. allerdings nur 0,15 Mio. EUR Zinserträge. Obwohl in Summe über alle drei Tochtergesellschaften ein positiver Saldo vorliegt, ergibt sich saldiert ein negatives Zinsergebnis von 0,85 Mio. Euro.

Bei gleicher Ausgangssituation erreicht der Einsatz eines physischen Zero-Balancing-Pools die optimale Liquiditätsallokation:

Cash Pooling Bild 3

Durch die physische Übertragung der Kontosalden der Tochterunternehmen auf das Cash-Pool-Masterkonto der Mutter werden die Negativsalden der Töchter A und B ausgeglichen. Es verbleibt ein konzernweites Guthaben von 5 Mio. Euro, welches einen Zinsertrag von 0,025 Mio. Euro generiert. Somit hat sich im Vergleich zur Ausgangssituation das Zinsergebnis um 0,875 Mio. Euro verbessert. Neben dem verbesserten Zinsergebnis konnte auch eine Verringerung des kurzfristigen Fremdkapitals in Höhe von 25 Mio. Euro erreicht werden, da die liquiden Mittel in Höhe von 30 Mio. Euro zum Ausgleich des kurzfristigen Fremdkapitals verwendet wurden. Legt man den Fokus auf die prozentualen Änderungen, so ergibt sich ein eindeutiges und überzeugendes Bild: Das Zinsergebnis konnte durch den Einsatz des Cash Pooling um 28,69 Prozent verbessert werden, und die konzernweiten kurzfristigen Verbindlichkeiten konnten durch das Pooling sogar um 31,25 Prozent verringert werden.

Cash Pooling Bild 4

Wie wirken sich nun diese positiven Ergebnisse des Cash Poolings auf die Unternehmensrentabilität aus? Hierzu muss der Einfluss des Zinsergebnisses und des kurzfristigen Fremdkapitals nach Cash Pooling in Bezug auf das konzernweite Fremdkapital, den konzernweiten Zinsaufwand und das EBT ermittelt werden.

Für die Administration und den Betrieb des Cash Pools stellt die Bank der Zulieferer AG Gebühren in Rechnung, die jedoch kaum ins Gewicht fallen. Die Erfahrung aus der Praxis zeigt, dass ein Euro-Zero-Balancing-Pool ungefähr 100 Euro pro Monat und pro integriertem Konto kostet. Da wir in unserem Beispiel einen Euro-Cash-Pool mit vier Konten betrachten, belaufen sich die Kosten auf 4.800 Euro pro Jahr. Dieser Posten ist ebenfalls in der unteren Tabelle und der Berechnung der Unternehmensrentabilität enthalten.

Cash Pooling Bild 5

Die Unternehmensrentabilität der Zulieferer AG wurde mit 8,75 % ermittelt. Bezieht man die in der oberen Tabelle ermittelten Werte nach Anwendung eines  Zero-Balancing-Pools in die Berechnung mit ein, ergibt sich folgendes Bild:

Cash Pooling Bild 6

Alleine durch die Anwendung eines Zero-Balancing-Pools konnte die konzernweite Unternehmensrentabilität um 0,27 % pro Jahr gesteigert werden.

Fazit

In diesem und den vergangenen Beiträgen habe ich dargelegt, wie die Instrumente des Treasury Zins- und Währungsmanagement, Netting und Cash Pooling den Wert eines Unternehmens und seine Rentabilität steigern können und habe die jeweiligen Beiträge quantifiziert. Am Beispiel der Zulieferer AG haben sich folgende Werte ergeben:

Cash Pooling Bild 7

Diese Aufstellung zeigt deutlich, was ein optimal agierendes Treasury an zusätzlichem Wertbeitrag zur Unternehmensrentabilität schaffen kann. Insbesondere bei den Beiträgen durch Intercompany-Netting und Cash Pooling wird deutlich, dass diese primär auf ProzessverbesserungenRationalisierungen sowie Kostenoptimierungen basieren, also Werte sind, die nicht von spekulativen Entwicklungen der Zinssätze oder der Währungskurse abhängig sind. Die Werte in den Bereichen Zins- und Währungsrisikomanagement können aufgrund der Marktschwankungen zwar nicht eindeutig, durch möglichst realitätsnahe Annahmen und gleiche Wahrscheinlichkeiten dennoch annähernd quantifiziert werden.

Diese Daten belegen: Kein international tätiges Unternehmen kann es sich leisten, auf eine funktionierende und auf die aktuellen Marktentwicklungen eingestellte Treasury-Abteilung zu verzichten! Auch kleinere und mittlere Unternehmen sind denselben Risiken ausgesetzt sind wie große Konzerne. Auch sie profitieren von den mathematischen Konsequenzen bzw. positiven Ergebnissen von Netting und Cash Pooling profitieren.

Die Qualität und die Leistung des Treasury wirken sich wesentlich und direkt auf die Unternehmensrentabilität aus. Werden diese quantifiziert, ist auch die Geschäftsleitung leicht zu überzeugen, zusätzliche Ressourcen für das Treasury bereitzustellen. Schlussendlich könnte das Treasury dann tatsächlich auch in die Lage versetzt werden, strategisch zu arbeiten und sein ganzes Potenzial im Unternehmen vollständig entfalten!

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1: Beim Cash Pooling kann kein absoluter Wertbeitrag in Euro ermittelt werden, da sich das Cash Pooling nicht nur in Aufwandsminderungen oder Ertragserhöhungen widerspiegelt. Beim Cash Pooling ist ebenfalls eine Verringerung des Fremdkapitals zu beobachten, was sich im Nenner der Formel zur Berechnung der Unternehmensrentabilität bemerkbar macht. Aus diesem Grund kann nur eine prozentuale Verbesserung der Unternehmensrentabilität angegeben werden.


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