Was bedeutet Open Banking für das Treasury?

Coupa
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Die Digitalisierung von Finanzdaten und ihre Verlagerung in Clouds ermöglicht disruptive Ansätze für Fintechs und schafft neue, revolutionäre Angebote für Kunden. Was hat es mit Open Banking, auch API-Banking genannt, auf sich? Wie kann das Treasury von Unternehmen von den aktuellen Trends profitieren? Karsten Kiefer, Product Manager und Solutions Manager bei Coupa, gibt Einblick in die neuesten Entwicklungen und deren Bedeutung für das Treasury von Unternehmen.

Mit der europäischen Zahlungsdienstrichtlinie 2 (Payment Services Directive 2) PSD2 kommt nicht nur eine Öffnung der Kontodaten, sondern auch große Verunsicherung. Startet nun in Europa das Open Banking für alle, und was bedeutet die Richtlinie für das Treasury?

PSD2 zwingt die europäischen Banken unter anderem, über standardisierte Schnittstellen, sogenannte APIs, Dritten den technischen Zugang zu den Konten Ihrer Kunden zu ermöglichen. Damit will der Regulator das Monopol der Banken auf Kontoinformationen beenden und erreichen, dass der Wettbewerb unter Zahlungsdienstanbietern steigt.

Die Richtlinie regelt dabei exakt, welche Informationen Banken bereitstellen müssen und welcher Leistungsumfang damit erreicht werden kann. Bei den Zahlungen beispielsweise beschränkt sich die PSD2-API zunächst auf SEPA-Einzelzahlungen. Massenzahlungen, Währungszahlungen usw. werden, wenn überhaupt, nur von wenigen Banken als zusätzlicher Services unterstützt. Daher ist diese Technologie für das Treasury von Corporates bislang nur bedingt hilfreich und in keinem Fall mit den etablierten Kanälen EBICS, H2H oder SWIFT vergleichbar.

Worin sehen Sie die wesentlichen Vorteile des Open Banking für das Treasury und wann wird Open Banking in die Finanzabteilungen von Unternehmen einziehen?

Open Banking ist eine Strömung in einer ganzen Flut an Veränderungen im Zahlungsverkehr weltweit. Angetrieben wird die Nachfrage von den Entwicklungen im Consumer-Bereich, wo mobiles Bezahlen in Echtzeit immer mehr Anhänger und auch Anbieter findet. Die Verfügbarkeit von Zahlungsdiensten rund um die Uhr und sieben Tage in der Woche ist für Treasurer hochinteressant und hat die Entwicklungen auch bei den etablierten Bankanbindungen wie SWIFT oder EBICS vorangetrieben, beispielsweise die Technologie SWIFT g4C für Echtzeitinformationen zu Zahlungsvorgängen. Verfügen Unternehmen über ein Treasury Management System mit integriertem Zahlungsverkehr, so ist Open Banking in diesen Abteilungen heute schon Realität.

Wie funktioniert Open Banking mit einem Treasury Management System?

Ein Treasury Management System mit integriertem Zahlungsverkehr wie Coupa Treasury kann Banken über verschiedene Anbindungen erreichen. Es gibt standardisierte Kanäle wie EBICS für eine definierte Region oder SWIFT als Kanal zum weltweiten SWIFT-Netzwerk. Zudem gibt es direkte Anbindungen zu einer einzelnen Bank und deren Netz über Host-to-Host. APIs sind eine weitere Technologie zur Anbindung einer Bank zum Kunden, die zukünftig einen größeren Stellenwert einnehmen wird.

Welche Herausforderungen stellen API-Schnittstellen?

Viele der Banken, die wir heute schon über zwei oder gar drei Kanäle erreichen können, arbeiten an API-Schnittstellen. Es ist also künftig möglich, auch diese Option bei der Bankanbindung in Betracht zu ziehen. Freilich muss dies einen Sinn ergeben: Die API-Schnittstelle muss einen Mehrwert und Zusatznutzen bringen, ansonsten kann man auch bei den etablierten Kanälen bleiben. Schaut man sich die API-Spezifikationen von diversen Großbanken genauer an, so stellt man fest, dass hier bis dato nur eine geringe Standardisierung vorherrscht. Alle sprechen von API-Schnittstellen, aber jede Bank hat eine andere! Dem Kunden oder Anwender kann es letztendlich egal sein, über welche Technologie wir ein Finanzinstitut technisch erreichen können.

Was ist dann das Neue oder Besondere an der API-Konnektivität?

Der wesentliche Unterschied liegt in der Bereitstellung der Informationen. Ein perfektes Beispiel sind untertägige Kontoinformationen – sogenannte Intraday-Auszüge. Viele Banken stellen wenigstens ein- bis zweimal am Tag solche Informationen zur Verfügung, manche auch zu mehreren Tageszeiten. Natürlich sind diese Zeiten bei jeder Bank anders gelagert, was einen kompletten Finanzstatus zu einem bestimmten Zeitpunkt sehr erschwert. Bei EBICS- oder H2H-Anbindungen muss Coupa diese Informationen für die Kunden aktiv einholen, bei SWIFT werden diese von der Bank an den BIC des Kunden gesendet. Über Bewegungen außerhalb dieser Zeiträume ist der Kunde kaum oder gar nicht informiert.
API-Technologien erlauben es zwei Systemen, direkt miteinander zu sprechen. In der Theorie kann eine via API an eine Bank gestellte Anfrage zu untertägigen Kontoinformationen oder zu dem aktuellen Kontostand jedes Mal in Echtzeit bearbeitet und beantwortet werden. Dies wäre ein riesiger Schritt in Richtung „Instant Treasury“: Treasurer könnten dann Informationen selbst triggern und hätten auf Knopfdruck aktuellste Daten. Leider können die wenigsten Banken diese Dienstleistung anbieten, weil dies neben der Schnittstelle auch leistungsfähige und moderne Bankensysteme voraussetzt.

Die Informationsflut durch APIs stößt also schon an den Systemen bei den Banken an ihre Grenzen. Welche Lösungsansätze sehen Sie?

Noch weiter als APIs gehen sogenannte „WebSocket“-Schnittstellen. Bei derartigen Technologien würde eine Bank den Kunden informieren, sobald relevante Daten zur Abholung vorliegen, der Kunde könnte dann zeitnah diese Daten abfragen und hätte keinerlei Lücke an Informationen. Durch diese intelligente Umkehrung der Logik würde alle unnötige Datenkommunikation entfallen, da der Kunde bzw. dessen Dienstleister nur dann mit der Bank kommuniziert, wenn diese das Vorhandensein von Daten zuvor gemeldet hat!   Die Information über den Geldeingang auf einem Konto erfolgt hier wie bei den Mitteilungen auf LinkedIn oder dem Abonnement bei YouTube: Gibt es etwas Neues, wird dies sofort angezeigt bzw. gemeldet.

Führen diese neuen Technologien bestehende Lösungen wie EBICS ins Aus?

Ganz und gar nicht, EBICS ist ein sehr schönes Beispiel. Der EBICS-Standard ist etabliert, es gibt tausende Firmenkunden, die diesen Standard nutzen. Auch Banken haben eine Menge Geld in diese Systeme gesteckt. Der Schlüssel liegt in der intelligenten Weiterentwicklung dieser Standards. Die Deutsche Kreditwirtschaft wird in der für 2020 erwarteten Spezifikation ebenfalls eine Technologie einführen, mit der Banken einen Firmenkunden informieren können, sobald relevante Daten auf dem EBICS-Bankrechner zur Abholung warten. Technisch wird es sich hierbei um einen Mix aus dem bekannten EBICS-Protokoll und der neuesten API-Technologie handeln. Eine, wie ich finde, perfekte Symbiose aus alten und neuen Standards, die auf Kundenseite enorme Vorteile schafft, aber minimale bis gar keine Anpassungen erfordert.

Was empfehlen Sie Treasurern, jetzt zu tun?

Ich würde zunächst einmal Ruhe bewahren, denn nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Alle sprechen von API-Schnittstellen und ihren neuen Möglichkeiten. Tatsache aber ist, dass wir bislang nur wenige Banken gesehen haben, die hier wirklich neue Services anbieten können.

Für uns bei Coupa sind die Entwicklung und Integration von API-Schnittstellen Tagesgeschäft, ob bei der Kommunikation mit Transaktionsregistern, bei der Integration mit SAP-Systemen oder der Anbindung unserer App Treasury Connect. Im Bereich der Bankenkommunikation haben wir ebenfalls jahrzehntelange Erfahrung und starten gerade mit drei internationalen Großbanken API-Anbindungsprojekte. Ziel hierbei ist es, echte Use-Cases abzubilden, die einen Mehrwert für unsere Treasury-Kunden stiften.


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