Wertschöpfung durch Netting

Coupa
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In den letzten zwei Jahrzehnten haben sich Treasurer von in der Beliebigkeit gefangenen Datensammlern zu strategischen Entscheidungsträgern gemausert. Diese Entwicklung hängt untrennbar zusammen mit dem Triumphzug des Internets und der dadurch möglich gewordenen Technologie. Eigentlich sind Treasurer auch weiterhin stets an neuen technischen Entwicklungen interessiert und möchten an ihnen teilhaben. Dennoch ist vielen Treasurern nicht oder noch zu wenig bewusst, wie sehr eine konzerninterne Abstimmung ihr Leben vereinfacht und dem Unternehmen Mehrwert bringt. Ein Artikel des Magazins Financial Management von vor einigen Jahren etwa beschreibt, wie die große Mehrheit aller Unternehmen in den USA ihre Bilanzkonten nach wie vor manuell abstimmt und sich damit selbst den Weg zu den unzähligen Vorteilen verbaut, die ein zentralisierter, auf Einigung abzielender Netting-Prozess – wie er mit heutiger Technologie möglich ist – mit sich bringt.

Was ist Netting?

Im Grunde ist Netting zunächst einmal nichts anderes als der Abgleich von Verbindlichkeiten und ausstehenden Forderungen zwischen zwei oder mehreren Gesellschaften eines Unternehmens, um die Anzahl an Nettozahlungen zu reduzieren und Transaktionskosten zu sparen. Ursprünglich war diese Aufgabe – das Sicherstellen, dass sich die Salden auf zwei Konten decken – in der Buchhaltung angesiedelt. Im Zuge der Einführung moderner Technologien nimmt die konzerninterne Abstimmung aber mittlerweile eine essenzielle Rolle im Cash- und FX-Management ein und ist damit ein wesentlicher Teil des Treasury Management.

Netting Bild

 

Es waren letztlich cloud-basierte Treasury Management Systeme, die ihren Nutzern weltweite Transparenz und Kontrolle sowie die konzernweite Prozessautomatisierung erlauben, die den Sprung zu einem optimierten Netting-Prozess erst ermöglicht haben. Statt bilateralem Netting war jetzt dank der Einführung von Netting Centern multilaterales Netting (Abbildung 1) möglich, das erstmals durch das konzernübergreifende Treasury kontrolliert wurde. Vorbei waren die Zeiten von Einzelabgleichen zwischen Gesellschaften. Stattdessen gab es nun das Netting Center, das Abgleiche im gesamten Unternehmen zentral steuert: Offene Verbindlichkeiten werden von der jeweiligen Gesellschaft an das Netting Center gerichtet, und die Forderungen anschließend durch das Netting Center bei der entsprechenden Gesellschaft beglichen. Traditionell ist dieser Prozess entweder verbindlichkeits- oder forderungsgetrieben. Auf den ersten Blick erscheint das einfach und effizient, aber der Schein trügt: Beide Varianten lassen nicht nur keinerlei Spielraum für Rückfragen oder Unstimmigkeiten, sie sind zudem anfällig für Fehler und Missbrauch. Bei einem verbindlichkeitsgetriebenen Netting-Prozess besteht die Gefahr, dass Gesellschaften absichtlich oder unabsichtlich das System aushebeln, indem Rechnungen nicht erfasst werden. Ein auf Forderungen basierender Netting-Prozess wiederum könnte dazu genutzt werden, fiktive Geschäfte zu erfassen und damit Anspruch auf unrechtmäßige Zahlungen zu erheben. Hier kann ein Netting Center noch so effektiv sein – es hat einfach keine Transparenz und führt nur brav aus, was die Gesellschaften eingegeben haben, ohne sich um die Legitimität von deren Ansprüchen zu kümmern. Das führt bei den Gesellschaften zu Verunsicherung und zieht Unternehmen auf Kosten bitter nötiger Transparenz in den dunklen Sumpf einer Schattenbuchhaltung.

Netting – die Verständigung zählt

Genau aus diesem Grund sollten moderne Netting-Systeme, die multilaterales Netting ermöglichen, nicht nur den Abgleich von Verbindlichkeiten und Forderungen vorsehen, sondern auch mögliche Konflikte systematisch angehen. Wir nennen diesen Ansatz Agreement-driven Netting, d.h. ein Netting-Prozess mit dem übergeordneten Ziel einer Übereinstimmung. Damit ist sowohl verbindlichkeits- als auch forderungsgetriebenes Netting möglich, aber der Prozess wird auf eine ganz neue Ebene gehoben und fördert die Transparenz. Das TMS sammelt die Daten zu Forderungen und Verbindlichkeiten und gleicht sie direkt ab. Bei Unstimmigkeiten greift ein strukturierter Prozess, dessen Regeln je nach den Anforderungen des Unternehmens von dessen Management festgelegt werden. Das Netting Center nimmt sich der strittigen Forderungen oder Verbindlichkeiten an und vermittelt anhand der festgelegten Regeln. Das Hauptprinzip und der große Vorteil dieses Ansatzes sind, dass dadurch Verständigung gefördert wird: Beide Parteien kommen zu Wort, keiner wird bevor- oder benachteilt, alle Transaktionen sind transparent und einsehbar, und eine korrekte Verrechnung der Salden ist sichergestellt.

Multilaterales Netting als Werkzeug im Cash- und FX-Management

Die Vorteile eines solchen Prozesses liegen auf der Hand: Nettingläufe werden genau terminiert, und damit können eingehende Zahlungen genau geplant werden. Das Netting Center sowie das zentrale Treasury profitieren von vollster Kontrolle und Transparenz bei den Zahlungsbewegungen und können so für eine optimale Verteilung der Gelder im gesamten Unternehmen sorgen. Das gleiche gilt auch beim Hedging von Fremdwährungen: Netting ermöglicht es Gesellschaften, ihre Währungsrisiken auf das zentrale Treasury zu übertragen, wo erfahrene Experten sich um das Hedging des gesamten Unternehmens kümmern. Die Anzahl an Währungsgeschäften kann damit drastisch reduziert werden, da pro Nettinglauf pro Gesellschaft nur ein Cashflow anfällt – an das Netting Center oder vom Netting Center in einer zuvor festgelegten Währung. Das Netting Center nimmt hier die Rolle einer Inhouse-Bank ein, und die Gesellschaften müssen nicht mehr auf Bankkonten zurückgreifen, um diese Zahlungen abzuwickeln. Das spart Kosten und Ressourcen und sorgt für Transparenz.

Unternehmensweites Netting: nur Vorteile

Ein solider multilateraler Netting-Prozess kann den konzerninternen Handel eines Unternehmens revolutionieren und bietet jede Menge Vorteile. Dies sind nur einige davon:

  • eine Unternehmenskultur, die den Dialog fördert und Verständigung, Transparenz und Vertrauen in den Vordergrund stellt
  • vereinfachtes Cash- und Liquiditätsmanagement dank zentralisierter konzerninterner Abstimmung zu festen Daten und in festgelegten Währungen
  • faire Verteilung und Optimierung von Refinanzierungskosten
  • zentralisiertes FX-Hedging, was mit dazu beiträgt, Ordnung in überkomplizierte Bankenlandschaften zu bringen, Bankgebühren zu sparen und Umrechnungskosten auf ein Mindestmaß zu begrenzen
  • insgesamt verbesserte Effizienz, Transparenz, Sicherheit und Compliance

Und übrigens: Die Implementierung von Netting-Software ist technisch relativ unkompliziert, wenn Sie sich denn erst einmal für diesen Prozess entschieden haben. Es handelt sich um einen einmaligen technischen Eingriff, Benutzer können ganz effizient geschult werden, und es stehen Ihnen Outsourcing-Optionen zur Verfügung, um Kapazitätsengpässe zu überbrücken.


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