Was ist multilaterales Netting

Coupa
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Multilaterales Netting ist ein Thema, auf das Consultants oft angesprochen werden. Meist fallen dann Sätze wie „das ist ja das neue Cash Pooling“. Treasurer interessieren sich vor allem für Netting-Systeme, weil diese eine Rolle bei der Reduzierung von Cash-in-Transit spielen. Dabei hat multilaterales Netting generell viel zu bieten und kann den unternehmensinternen Handel von Grund auf verändern, z.B. durch jede Menge organisatorische Vorteile sowohl für Cash Manager als auch für das Treasury im Allgemeinen.

Was ist Netting?

Netting ist zum Teil Buchhaltung, zum Teil Treasury Management und kann grundsätzlich als Abgleich von Verbindlichkeiten und ausstehenden Forderungen zwischen mehreren Konzernunternehmen bezeichnet werden. Beim multilateralen Netting zahlen Konzernunternehmen die so ermittelten ausstehenden Summen an das Netting Center, und das Netting Center wiederum überweist den Unternehmen die Gelder, die ihnen noch zustehen.

MLN diagram

Normalerweise geht Netting einher mit einer Zahlungsstruktur, die festlegt, wann und in welcher Währung Zahlungen abgewickelt werden. Das bedeutet, dass Zahlungen zu einem bestimmten Datum und oft (wenngleich nicht immer) in der Währung des Tochterunternehmens an das Netting-Center gehen oder vom Netting-Center überwiesen werden. Mithilfe dieser Struktur werden Spekulationen darüber vermieden, wann eine Zahlung eingehen oder eine andere abgewickelt wird. Das sorgt für präzisere Kontenplanung.

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Der Umgang mit Streitigkeiten

In der Vergangenheit standen bei Netting-Systemen entweder Ausgleichsprozesse auf Grundlage von Verbindlichkeiten oder auf Grundlage von Forderungen im Mittelpunkt. Bei diesen Systemen legt entweder der Zahlungspflichtige oder der Zahlungsempfänger die Legitimität einer Transaktion fest. Das ist einfach und effizient. Es birgt aber auch das Risiko, dass unaufrichtige Tochterunternehmen das System „austricksen“, indem sie entweder (beim verbindlichkeitsbasierten Netting) Rechnungen nicht eintragen oder (beim forderungsbasierten Netting) Geschäfte eintragen und damit erzwingen, die überhaupt nicht abgestimmt waren.  Das kann Probleme innerhalb der firmeninternen Handelsstruktur verschleiern und potenziell dem Konzern schaden.

Die meisten modernen multilateralen Netting-Systeme bieten die Möglichkeit zum Abgleich von Verbindlichkeiten und Forderungen sowie zur Streitbeilegung – oder wie wir es nennen „Agreement-driven Netting“: Netting mit dem übergeordneten Ziel einer Übereinstimmung. Mithilfe dieser Systeme können Sie Angaben zu Verbindlichkeiten und Forderungen hochladen, die dann abgeglichen und bei Übereinstimmung automatisch abgewickelt werden. Nichtübereinstimmungen landen in einem Streitschlichtungsprozess, dessen Ablauf von der Leitung festgelegt werden kann. Oft erörtern beide Seiten ihre Sichtweise bei einem Schlichter, der in der Hierarchie über ihnen steht.

Bei diesem Ansatz spielt Engagement eine Schlüsselrolle. Netting-Prozesse funktionieren nur, wenn die beteiligten Tochterunternehmen sich auch zur Nutzung bereiterklären. Bei einem System, das auf Übereinstimmung basiert, haben beide Parteien Interesse daran, mitzuwirken – um zu vermeiden, dass einer den anderen ausnutzt. Keiner wird aus dem Prozess aussteigen, und alle Deals werden festgehalten.

Multilaterales Netting und seine Funktion im Treasury

Der Hauptgrund, warum die meisten Treasurer Netting in Betracht ziehen, ist dessen Rolle bei der Reduzierung von Cash-in-Transit. Das geschieht dadurch, dass die Menge an Cash, die im Umlauf sein muss, begrenzt wird. Das wiederum reduziert die Anzahl an Konten sowie den Zeitraum, während dem das Geld bei den Banken liegt. Was allerdings oft übersehen wird, ist der Strukturgewinn beim unternehmensinternen Handel.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben Sie eine Zahlungsfrist, bis zu der die Unternehmen alle offenen Rechnungen beglichen haben müssen. Was aber passiert, wenn Unternehmen nicht fristgerecht oder gar nicht zahlen? Das stört den Cashflow.

Dadurch dass der Handel strukturiert abläuft und Zahlungsfristen festgelegt werden, vereinfacht Netting Fristen und Bedingungen. Dadurch wissen Tochterunternehmen immer, wann ihr Geld reinkommt, rausgeht und welche Bedingungen in diesem Zusammenhang gelten. Dadurch können sie viel besser abschätzen, wie viel Cash sie wann zur Verfügung haben müssen.

Gleichzeitig bringt ein System, das auf Übereinstimmung zielt, alle Parteien dazu, ihren Anteil am Handel im System einzutragen. Das bedeutet, dass das Treasury einen guten Einblick erhält, welche Tochterunternehmen problematisch sind – z.B. solche, die regelmäßig Zahlungsfristen versäumen. Durch diese erhöhte Transparenz kann das zentrale Treasury einschätzen, welcher Finanzierungsbedarf besteht. Das stellt sicher, dass kein Unternehmen im Konzern Liquiditätsprobleme bekommt, weil es in einem schiefgelaufenen Deal als Verlierer dasteht.

Kurz: Multilaterales Netting sorgt für die Einhaltung von Zahlungsregeln, für mehr Sicherheit und für Struktur im unternehmensinternen Handelsprozess. Das bringt reibungslose und effiziente Deals mit sich.

Konkrete Vorteile durch multilaterales Netting

Das ist aber natürlich noch nicht alles. Es gibt dermaßen viele Vorteile, dass eine ausführliche Beschreibung Sie wahrscheinlich den ganzen Nachmittag beschäftigten würde. Hier daher zunächst einmal die Kurzfassung:

Netting erfordert organisatorische Abläufe, die:

  • den Cashflow auf einmal im Monat pro Tochterunternehmen begrenzen.
  • die Abstimmung zwischen den Konzernunternehmen optimieren.
  • die Einhaltung eines konsequenten und leicht nachvollziehbaren Zahlungsplanes gewährleisten.
  • Nichtübereinstimmungen bei unternehmensinternen Buchungen schnell lösen.
  • den Abgleich bei Quartalsbilanzen beschleunigen und effizient durchführen.

Für Cash Manager bietet Netting folgende Vorteile:

  • Lokale Cash Pools und nicht zu Cash Pools gehörige Konten können in einer übergeordneten Struktur integriert werden
  • Cash-Transparenz in Bezug auf Konzernliquidität bei den Banken
  • Ideale Mittelverwendung im Konzern
  • Die Konzernunternehmen haben wirkungsvolle Zahlungsprozesse
  • Die Anzahl an Transaktionen im unternehmensinternen Zahlungsverkehr verringert sich
  • FX-Risiken werden zentralisiert

Für die unternehmensinterne Finanzierung bietet Netting folgende Vorteile:

  • Unternehmensinterne Finanzabläufe werden standardisiert.
  • Prime-Rate-Bankdarlehen, die mit Banken ausgehandelt wurden, die eine Schlüsselbeziehung zum zentralen Treasury haben, werden konsolidiert.
  • Sehr hohe Transparenz bei den Anforderungen an den unternehmensinternen Handel, wodurch das zentrale Treasury erkennen kann, welche Unternehmen zusätzliche Liquidität benötigen und diese entsprechend veranlassen kann.
  • Der Konzern spart bei den Überweisungskosten für länderübergreifende Zahlungen.
  • Zahlungsregeln wird Geltung verschafft.

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