Immer mehr Unternehmen blicken über den Tellerrand hinaus und erkennen: Es geht nicht mehr nur um Gewinne, sondern auch um einen positiven gesellschaftlichen Einfluss. Dieses Umdenken kommt nicht von ungefähr. Unternehmen spüren zunehmend Druck, sich stärker zu engagieren und mehr in Sachen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environmental, Social and Corporate Governance, ESG) zu tun.
Dieser Druck kommt von mehreren Seiten: Beschäftigte wünschen sich Arbeitgeber, die Gutes tun. Kunden kaufen lieber von Unternehmen, die zu ihren Werten passen. Und Investoren und Finanzinstitute bewerten Unternehmen heute nicht mehr nur anhand von Produktqualität und Finanzzahlen, sondern auch anhand ihrer ESG-Maßnahmen. Deshalb ist ESG zweifelsohne ein Schlüsselbereich für Investorenbeziehungen und in der Markenkommunikation.
Aber auch die Regierungen und internationale Behörden reagieren. Sie verlangen mit neuen Gesetzen weniger Treibhausgasemissionen, mehr Umweltschutz und Vorkehrungen gegen ethisches Fehlverhalten von Unternehmen – und das nicht nur in den eigenen Betriebsabläufen, sondern bis ins letzte Glied ihrer Lieferkette.
Unser Bericht zu ESG-Risiken verrät Ihnen, wie sich solche Risiken in den Lieferketten managen lassen – und wie ein effektives Ausgabenmanagement dabei helfen kann.
Weltweite Vorschriften als ESG-Impuls
Im März 2022 hat die US-amerikanische Börsenaufsichtsbehörde SEC (Securities and Exchange Commission) neue Berichtsvorgaben zum Klimaschutz angeregt.1 Ab Januar 2023 müssen Unternehmen nach dem deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) ihre Lieferketten auf Menschenrechtsverletzungen überwachen und Umweltschutzstandards einhalten. Im Februar 2022 hat die Europäische Kommission einen Vorschlag zu neuen Regelungen für die unternehmerische Sorgfaltspflicht bei der Nachhaltigkeit verabschiedet.2 Großbritannien hat bereits seit einigen Jahren ein Gesetz zu moderner Sklaverei3 und auch in Australien gibt es entsprechende Rechtsvorschriften4, die von Unternehmen verlangen, moderne Sklaverei und Menschenhandel in ihren Lieferketten zu verhindern und ihre bisherigen Maßnahmen dazu darzulegen.
Diese Beispiele machen deutlich: Unternehmen müssen überlegen, wie sie diese und zukünftige Gesetze einhalten. Sie sollten diese Entwicklung aber auch als Chance begreifen. Mit Blick auf die eigenen ESG-Ziele kann es sich durchaus lohnen, seine Lieferkette zu bewerten und neu aufzustellen. Dieser Schritt bietet ein enormes Potenzial, da ein Großteil der ethischen Risiken und des ökologischen Fußabdrucks von Unternehmen in den Lieferketten liegt. Wie der Bericht zu Nachhaltigkeit in Lieferketten von McKinsey5 ermittelt hat, sind nicht die internen Abläufe, sondern eher die typischen Lieferketten der Bereich mit den hohen sozialen und ökologischen Kosten. Die Lieferketten machen mehr als 80 % der Treibhausgasemissionen und mehr als 90 % der negativen Auswirkungen auf Luft, Wasser, Land, Artenvielfalt und geologische Ressourcen aus.
Die Bewertung der ESG-Bescheinigungen direkter und indirekter Lieferanten bis ins letzte Glied der Lieferkette muss für alle Unternehmen Priorität haben, ganz besonders für die, die unter das LkSG fallen. (Das Gesetz gilt auch für Sie? Diese vier Tipps können Ihnen helfen.)
Fehlende Daten bremsen ESG-Fortschritt aus
Doch sind sich Unternehmen dieser Chancen und Herausforderungen bewusst? Und sind sie auf die neuen Gesetze vorbereitet? Genau das wollte Coupa wissen und hat 800 Führungskräfte aus Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten in Australien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Singapur und den USA befragt. Zu den Ergebnissen der Umfrage
Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:
- Die große Mehrheit der Unternehmen nimmt ESG ernst. So ist fast allen Unternehmen (94 %) eine bessere Energieeffizienz wichtig. Außerdem weit oben auf der Agenda: Emissionen senken (91 %), der Kampf gegen moderne Sklaverei (89 %) und mehr Diversität in den Lieferketten (89 %).
- Die meisten Unternehmen handeln und setzen alles daran, ihre ESG-Ziele zu erreichen, etwa durch die Investition in neue Technologien (64 %), die Verbesserung ihrer Rechts- und Compliance-Kompetenzen (62 %) oder die Anschaffung neuer Mess- und Analysetools (59 %).
- Fast alle befragten Unternehmen (97 %) sind sich bewusst, wie wichtig es ist, genau zu bewerten, welche ESG-Risiken sich durch die Partner in ihren Lieferketten für sie ergeben und inwieweit diese Partner Vorschriften beachten, damit sie mögliche zukünftige Gesetze einhalten können.
- Allerdings können etwa zwei Drittel von ihnen (65 %) überhaupt nicht einschätzen, ob ihre wichtigsten Lieferanten ESG-Standards einhalten. Und bei 57 % gibt es keinerlei System, um lieferkettenbezogene ESG-Risiken managen zu können. Insbesondere für Unternehmen, die dem LkSG unterliegen oder von anderen zukünftigen ESG-Vorschriften betroffen sein können, ist das ein großes Problem.
Viele Entscheidungsträger wissen zwar, dass ein einziger metaphorischer schwarzer Schwan verheerende Auswirkungen auf die Lieferkette haben und Unternehmen zwingen kann, in kurzer Zeit Alternativen zu finden. Aber wie schnell können Unternehmen wirklich problematische Partner durch Lieferanten ersetzen, die im Einklang mit ihren ESG-Werten stehen? Die Antworten auf diese Frage zeichnen ein ernüchterndes Bild: Mehr als zwei Fünftel (42 %) der Befragten gehen davon aus, dass dies bei ihnen mindestens ein paar Monate dauern würde – wenn sie denn überhaupt dazu in der Lage wären.
Besonders wenn es darum geht, Lieferanten zu ersetzen, die die Menschenrechte verletzt oder Umweltverschmutzung zu verantworten haben, kann diese Unfähigkeit für Unternehmen enorm riskant sein. Denn möglicherweise verstoßen sie dadurch gegen bestehende Vorschriften und laufen Gefahr, saftige Bußgelder zahlen zu müssen.
So lassen sich ESG-Risiken in Lieferketten managen
Wie also können Unternehmen diesem Risiko begegnen? In unserer Umfrage gehen wir auf einige Optionen ein – unter anderem erklären wir, warum es so wichtig ist, Supply Chains resilient aufzustellen und Ressourcenengpässe in der Logistikplanung zu ermitteln.
Dabei kommen Unternehmen nicht umhin, Bescheinigungen der Lieferanten zu Umweltschutz, sozialen Belangen und Governance zu erfassen und diese Daten zu verfolgen. Doch es ist nicht leicht, eine solche Datensammlung effizient und in großem Maß durchzuführen und sicherzustellen, dass die Daten auch schnell die Entscheidungsträger erreichen. Aber es gibt Hilfe: die community.ai-Funktion von Coupa. Niemand ist so smart wie wir alle zusammen – davon sind wir fest überzeugt. Und darum kann unserer Meinung nach branchenweite Zusammenarbeit und der Austausch von Daten helfen, doppelte Arbeit zu vermeiden und Zeit und Geld zu sparen.
Der Datenaustausch über eine Community ist die richtige Lösung, um das ESG-Engagement zu skalieren. Wie? Indem Sie Einblicke dazu nutzen, wie sich Supply Chain und Logistikplanung optimieren lassen, um CO2-Emissionen zu senken und die ESG-Risiken durch Lieferanten schnell zu bewerten. Fast alle befragten Unternehmen (99 %) räumen ein, dass ein offener und transparenter Austausch von Daten eine genauere Bewertung der ESG- und Compliance-Risiken im Zusammenhang mit ihren Supply-Chain-Partnern auf der ganzen Welt erlauben würde.
Sie möchten noch weitere Einblicke zu unserer Umfrage erhalten? Dann laden Sie gleich den Bericht herunter.
Quellen:
1 SEC Proposes Rules to Enhance and Standardize Climate-Related Disclosures for Investors, SEC.gov, 14. März 2022 (auf Englisch).
2 “Gerechte und nachhaltige Wirtschaft: Kommission legt Unternehmensregeln für Achtung der Menschenrechte und der Umwelt in globalen Wertschöpfungsketten fest,” Europäische Kommission.
3 “Modern Slavery Act 2015,” legislation.gov.uk, 26. März 2015 (auf Englisch).
4 “Modern Slavery Act 2018,” Australian Government Federal Register of Legislation, 2018 (auf Englisch).
5 “Starting at the source: Sustainability in supply chains,” Anne-Titia Bové, Steven Swartz, McKinsey Insights, 11. November 2016 (auf Englisch).